Wir schreiben das Jahr 2017. Nach dem Boom des Esports und der digitalen Welt auf der Überholspur, folgt nun ein weiterer virtueller Boom. Wir befinden uns auf einem Kongress, in einem Konferenzraum - gut gefüllt - über 120 Personen nehmen im Saal Platz. Auf der Bühne steht ein junger Mann. Komplett verkabelt mit einer Fernbedienung für den Beamer und seiner Präsentation in der Hand, stellt dieser vor: „In nur 12 Tagen sind wir live! Meine Herren werden Sie Teil einer digitalen Revolution! Gemeinsam können wir den Esport nachhalting verändern und eine der größten Platformen erschaffen!“
Wovon ist die Rede? Hierbei geht es um einen geplanten ICO – ein Initial Coin Offering. Was kann man sich darunter vorstellen? Nach dem Boom der Crypto-Währungen wie BitCoin, Etherium oder DASH, folgt nun eine neue Methode wie man diese für eine mögliche Finanzierung von Unternehmen implentieren kann. Hierbei kommt der sogenannte ICO zu tragen. Statt wie bei einem IPO (einem Initial Public Offering bzw. zu deutsch Börsengang) Aktien und Unternehmensanteile herauszugeben, wird diese Funktion durch sogenannte Tokens erfüllt. Die Firma bzw. das StartUp oder Projekt verfügt hierbei über eine eigene Währung in einem geschlossenen Kreislauf.
Bereits jetzt haben sich weitere ICO´s weltweit rund um die Gaming- und Esport Industrie angekündigt. Hierbei wird auf folgende Dynamiken und Marktentwicklungen spekuliert bzw. vertraut: Durch einen ICO und der Herausgabe der Tokens in der eigenen Währung (z.B. Virtual Coins – als fiktives Beispiel) für eine festgelegte Menge X kann jeder weltweit diese durch Crypto Währungen wie BitCoin oder Etherium erwerben. Somit tauscht man zu einem festen Preis bei einem ICO seine BTC in die VC (oben genannte Virtual Coin) ein. Somit wird statt der Herausgabe von Wertpapieren mit einer eigenen virtuellen Währung gegen die bestehenden Cryto Währungen gehandelt.
Was verspricht sich der Herausgeber bzw. der Käufer davon? Zum Einen wird durch das „White Paper“ das System, der Businessplan des Projekts erklärt und soll für alle Käufer einen Wertzuswachs und Gewinne in der Zukunft garantieren. So erwirbt heute Person A durch 1 BTC z.B. 1000 Virtual Coins, welche hierbei dann einen Wert von z.B. 6 USD pro Coin haben, so kann Person A diese nach Monaten oder Jahren verkaufen und erhält durch den Wertzuwachs einen Gewinn. Warum? Die Gründer solcher Platformen und geschlossener Währungssysteme versprechen sich durch ihre Idee einen Zuwachs an Usern und Teilnehmern, welche ihre eigene Währung verwenden werden. Durch das geschlossene System steigt der Wert bzw. Preis dieser Coins durch anwachsende Nachfrage. Jeder Käufer der ersten Stunde kann somit profitieren – vergleichbar mit dem BitCoin, welche anfangs für nur 0,25 Cent gehandelt wurde.
Trotz alldem sollte man die Risiken nicht vernachlässigen. Zum einen ist der Markt der Cryto Currencies heute nicht reguliert oder in irgendeiner Art geschützt. Anonym durch eine User ID erwirbt und verkauft jeder seine BitCoins oder anderen Währungen. Einmal bezahlt ist dieses Geld nicht mehr nachvollziehbar, verfolgbar oder rückholbar. D.h. man kann keine Ansprüche bei Betrug oder Täuschung stellen. Auch die ICO´s können ihren Käufern keine Garantien, außer Versprechen, liefern. Des Weiteren ist die Finanzwelt sehr kritisch gegenüber solchen Crypto Währungen, welche erst vor Kurzem in China (dem größten Markt der Welt bis dato) verboten wurden.
Wie alles kann auch dies ein spannendes Spiel um Risiko und Erfolg werden. Trotzdem sollte man sich der Risiken und Lücken bewusst sein. Die Blockchain Technologie stellt eine bedeutende Errungenschafft der Neuzeit dar, aber auch hier fehlen Institutionen und Sicherheiten für jeden Teilnehmer. Man ist auf sich alleine gestellt. Jeder Token Sale kann nach hinten los gehen und bislang ist die Erfolgsrate dieser Startups – mit dem „schnellen Geld“ – eher begrenzt.
Andreas Schaetzke
CEO KAYDEE / CMO PENTA Sports