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Quo Vadis, Nordamerika?

Es läuft nicht rund, im Staate Donald Trumps. Und die Klemme, in der dortige Esport steckt, hat ausnahmsweise nichts mit dem Twitter-freudigen US-Präsidenten zu tun. Erst verpasst die Fußball-Nationalmannschaft 2017 nach einem 1:2-Debakel gegen den Fußball-Zwerg Trinidad und Tobago die Teilnahme an der nächsten WM in Russland, dann scheiden auch noch 2 von 3 der nordamerikanischen Teams wieder einmal in der Esport Gruppenphase des World Championship hoffnungslos aus. Unter den Ausgeschiedenen ist auch Team Solo Mid, die nach dem Sieg in der nordamerikanischen Liga wie bereits in den letzten Jahren, Millionen von Fans auf der ganzen Welt enttäuscht zurücklassen. Das nordamerikanische Versagen ist längst mehr als ein Meme, aber eine ernsthafte Betrachtung der Ursachen findet nach wie vor nicht statt.

Ob League of Legends oder Counter Strike: In keinem der beiden führenden Esport-Titel stellen amerikanische Spieler eine reelle Herausforderung für andere Regionen dar. Ganz im Gegenteil profitieren sogar Länder wie Südamerika von dem schwachen Wettbewerbsniveau der Nordamerikaner und benutzen, entgegen weltwirtschaftlicher Verhältnisse, die Ligen und Strukturen als Sprungbrett um zur Weltelite des Esports aufzuschließen. Umso unangenehmer, wenn die Spieler dann auch noch dem Beispiel der Brasilianer rund um Gabriel "FalleN" Toledo folgen und in Nordamerika Preisgelder einsammeln und Qualifikationsplätze für internationale Turniere belegen, aber zeitgleich bei einer europäischen Organisation unter Vertrag (sprich: SK Gaming, Misfits) stehen.

Auch Teams im LoL-Ligenbetrieb der NA LCS setzen verstärkt auf internationale Spieler, südkoreanische oder auch europäische Spieler stehen hierbei besonders hoch im Kurs. Cloud9, das einzige Team, das in der Endrunde der LoL World Championship einen Platz erreichte, setzt beispielsweise auf einen koreanischen Coach, sowie Toplaner und einen dänischen Midlaner. Die finanziell und demografisch relevanteste Region im Esport wird gefährdet; nicht nur durch die massiven Geldströme, die in andere Regionen abgehen, sondern auch durch das wachsende Risiko, durch fremde Spieler die eigenen Fans zu entfremden.

Das wäre die zwingende Konsequenz, wie die Entwicklung rund um StarCraft 2 ca. 2014 zeigt, wo am Ende fast sämtliche Spieler im Weltcup südkoreanische Wurzeln hatten. Zurückhaltende Asiaten, die durch mangelhafte Englischkenntnisse nur generische Interviews geben oder mit hiesigen Fans wenig interagieren können, sind schwierig mit den Marketinganforderungen eines Profis im Esport zu vereinbaren.

Wie die virale Wutrede von ESPN-Experte Taylor Twellman nach dem Ausscheiden der US-Fußballnationalmannschaft bereits umreißt, wäre ein langfristiger Masterplan, unter Beteiligung aller Funktionäre, eine Möglichkeit, dieser Dystopie zu entkommen. Der deutschen Nationalmannschaft nach dem Debakel 2004 nicht unähnlich, muss die nächste Generation der Esportler gefördert und, nach einigen Jahren, behutsam an die Weltspitze des Esport herangeführt werden. Umgehende Erfolge blieben dabei wohl eher aus, Investoren und Spieler gefragt, die auf langfristige Ziele hinarbeiten möchten. Ob diese Amerika-untypische Herangehensweise sich jemals durchsetzen kann, steht leider in den Sternen.

Geschrieben von Elias Günther, Editor für PENTA Sports.

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